Formant

Beim Entrümpeln fiel mir (mal wieder) eine Konstruktion in die Finger, die ich am Ende der '70er-Jahre mit viel Aufwand gebaut habe: Ein modularer "Formant"-Musik-Synthesizer nach dem Moog-Prinzip, dessen Schaltungen und Bauanleitung damals in einige Ausgaben der Zeitschrift Elektor vorgestellt wurden. Zu der Zeit, als ich das Gerät (über mehrere Monate/Jahre) gebaut habe, waren entsprechende Fertiggeräte unerschwinglich, und ein Nachbau somit ein schon recht anspruchsvolles Bastelprojekt. Der Kasten war zwar ziemlich verstaubt und in einem erbärmlichen Zustand, aber einfach "entsorgen" oder zur Bauteilgewinnung ausschlachten konnte ich das Ding nun auch nicht. Da ich zudem noch das dazugehörige "Formant-Buch" (enthält u.a. sämtliche Schaltpläne und Leiterplattenlayouts) wieder gefunden hatte, ergab sich nur noch eine Möglichkeit: Restaurierung...
Aufgefundener Zustand

Das "Begleitbuch"

Formant-Buch
Meiner Ausgabe des zum Abschluß der Artikelserie erschienenen "Formant-Buchs" ist das Alter und die häufige Nutzung anzusehen. Ich werde ich mich in den folgenden Beschreibungen auf die darin genannen Seitenzahlen, Schaltpläne und Benennungen beziehen. Die Angaben und Anleitungen darin sind zwar stellenweise recht ungenau, schwer verständlich, und teilweise sogar falsch, aber es ist eben die einzige mir bekannte, "offizielle" Dokumentation des Systems. PDF-Versionen dieses Druckwerks sind sowohl in englischer, als auch in deutscher Sprache im Internet zu finden. Da mir jedoch die Rechtslage dieser Ausgaben nicht bekannt ist, werde ich diese Versionen weder hier anbieten, noch die Quellen hier verlinken → Wer es sich herunterladen möchte, muß es sich demzufolge selber suchen...

Die ersten Schritte

Wie auf dem oberen Bild zu sehen ist, habe ich mir wohl damals schon Gedanken über eine Erweiterung des "Grundaufbaus" gemacht, und sowohl das Modulgehäuse, als auch das Keyboard-Gehäuse "lieber etwas größer" gebaut. Da jedoch dieser "Brocken" auf keinen meiner Tische im Wohnbereich mehr passt, war der erste Schritt (nach einem "groben Entstauben"), beide Gehäuse auf eine etwas handlichere Größe zurecht zu sägen. Im nächsten Schritt ging es darum, eine gewisse Grund-Funktionalität wieder herzustellen. Das nebenstehende Bild zeigt das verkleinerte Gerät bei den ersten Fehlersuchen in der ziemlich chaotischen Verdrahtung. Oh weh, welch ein Stümper hat dieses Ding bloß gebaut? Hier kommen erst einmal Steckverbinder auf die einzelnen Module, damit die Module auch einzeln "auf der Werkbank" betrieben und abgegelichen werden können. Außerdem lässt sich dann die Verdrahtung entwirren und ordnen.
Innenansicht

Das Keyboard

Keyboard
Da ich mir damals wohl schon Gedanken über eine "Digitalerweiterung" gemacht habe, steckte in dem Tastaturgehäuse schon eine Zusatzplatine, die Tastatur eines Taschenrechners, und eine DB25-Buchse. Außerdem war die Verschaltung der GATE-Kontakte der einzelnen Tasten (die im Original alle parallel geschaltet sind) etwas verändert. Was ich mir damals dabei gedacht hatte, habe ich leider vergessen.
Damit ich mir einen Überblick über die gefundene Verdrahtung machen konnte, habe ich die gefundene Schaltung herausgezeichnet und mit den vorgefundenen Farben der Leitungen versehen. Damit hatte ich die Möglichkeit, zu einem "Rückbau".
Gefundene Keyboardschaltung
Modifizierte Keyboardschaltung
Da mir die alte Idee einer "digitalen Erweiterung" gefiel, habe ich beim "Rückbau" (Entfernen der Zusatzschaltung) und Kürzen des Keyboard-Gehäuses die Verdrahtung so modifiziert, daß das Keyboard mit Hilfe eines entsprechenden "DB25-Kurzschlußsteckers" die originale Schaltung beibehalten konnte, ich aber auch eine Möglichkeit hatte, ggf. extern noch eine Zusatzschaltung anzubringen. Dadurch, daß ich noch ein "Kommunikationssignal" für eine Erweiterung des Keyboards benötigte, musste ich die Belegung des fünfpoligen Keyboard-Steckverbinders ein wenig ändern: Die GND-Leitung, die original auf Pin 2 lag, habe ich auf die Abschirmung des Steckers verlegt, und bekam damit Pin 2 für ein weiteres Signal frei. Die gleiche Modifikation habe ich natürlich auch an der Verdrahtung zur "Interface-Empfänger-Platine" (S.21 im Handbuch) im Modulgehäuse vorgenommen. Sollte das Keyboard mal an ein anderes (originales) Modulgehäuse angeschlossen werden, ist auch diese Modifikation mit Hilfe einer zusätzlichen Brücke zwischen den Pins 7 und 18 an dem DB25-Kurzschlußstecker wieder in die Originalschaltung zu verwandeln.
Da sich die Tastenkontakte des Keyboards in keinem guten Zustand befanden und nur sporadisch und unsicher Kontakt gaben, war es an der Zeit, die Kontakte zu reinigen. Ich hatte die Kontakte damals dummerweise mit irgendeinem "Kontaktspray" behandelt, welches sich nun als rötlicher, klebriger Belag darstellte. Dazu demontierte ich die Montageplatte, auf der die Kontakte aufgeklebt sind, und fixierte die Platte mit Hilfe von zwei Montageschraubstöcken so, daß die gebogenen Kontaktfedern nach unten zeigten, und sich etwa 1-2cm über der Tischoberfläche befanden. So konnte ich jeweils ein einzelnes Kontaktpaar in ein Glasfläschchen mit Lösungsmittel eintauchen (und einweichen) lassen. Als Lösungsmittel versuchte ich zuerst Isopropanol, dann Ethanol, aber erst mit Terpentin-Ersatz löste sich der Belag recht langsam, und konnte mit Hilfe von Wattestäbchen entfernt werden. Daß diese Prozedur bei den 37 Doppelkontakten einige Tage in Anspruch nahm, und etliche Wattestäbchen benötigte, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen... Nach dieser Prozedur war die Kontaktgabe wieder einigermaßen sicher, nur viele der Kontakte waren nun natürlich dejustiert. Nachdem ich die Montageplatte wieder unter den Tasten montiert hatte, stellte ich mir ein kleines Hilfsmittel aus etwas Messing-Rundmaterial, zwei M3-Schrauben und einer M3-Mutter her. Mit diesem "Werkzeug" ließ der Hub jeweils einer Taste definiert begrenzen, was sich als sehr hilfreich bei der Justierung der Kontakte (mittels Spitzzange und Pinzette) erwies. Damit justierte ich die gebogenen Kontaktdrähte so, daß der KBV-Kontakt nach ca. 3.6mm Tastenhub schloss, und der GATE-Kontakt nach ca. 4.7mm. Diese Werte sind natürlich nicht bindend, und stellen nur meine "persönliche Vorliebe" dar. Die im Handbuch beschriebene "gleichzeitige" Kontaktgabe ist m.E. sowieso nicht physikalisch erreichbar, und ich empfinde den leichten Abstand der Signale bei "sanften" Tastenbetätigungen als angenehmer. Wer dagegen lieber auf dem Keyboard "heftig herumhämmert", dem mag ein anderer Kontaktabstand angenehmer vorkommen.
Tool zur Justierung
Keyboard-Justierung

Die digitale Keyboard-Erweiterung

Da ich der Versuchung, das Keyboard doch noch mit einem digitalen Interface zu erweitern, nicht widerstehen konnte, hier die Beschreibung dieser Keyboard-Erweiterung. An dem zugrunde liegendem (Moog-)Konzept ändert dieses Zusatzmodul nichts, und es sind (außer der bereits beschriebenen -minimalen- Änderung am Keyboard-Anschluß) keine Modifikationen des Grundgerätes notwendig.

Ein digitales Erweiterungsmodul

Der tiefere Sinn der Erweiterung des Keyboards ist natürlich nicht nur die digitale Erzeugung der KOV-Steuerspannung, sondern es ermöglicht auch, ein digitales Erweiterungsmodul anzusteuern. Im momentanen Ausbau dient dieses Zusatzmodul als Stimmton- und Akkord-Generator.


Um entsprechenden Nachfragen vorzubeugen: Das dargestellte Gerät steht nicht zum Verkauf.


Startseite  Hardware  Rechtliches  Kontakt

HTML und Design: DK1RM erstellt: 26.6.2019 - letzte Änderung: 20.10.2019