Nachdem ich mich mehrere Wochen lang mit diesen interessanten Bauteilen
beschäftigt habe, hatte ich einige Informationen darüber zusammengetragen.
Bei meiner "Odysee" durch Informationsquellen habe ich mit
einigen OMs kommuniziert, die ähnlich "unwissend"
waren wie ich, und sich mit ähnlichen Problemen herumgeschlagen
haben. Da manche der gesammelten Daten nicht so einfach zu finden
sind, möchte ich diese Informationen mit Hilfe dieser Seite vor dem
"vergessen werden" bewahren.
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Das Anfangsproblem
Es begann damit, daß mein IC-821
eines Abends in einer 2m-Runde plötzlich keine HF mehr auf die Antenne
brachte. Seltsam dabei war, daß die eingebaute Leistungsanzeige noch
etwas anzeigte, das externe PWR-Meter jedoch nicht... Also kramte ich den
Schaltplan hervor, und wollte mich am kommenden Morgen an die Fehlersuche
machen. Bevor ich das Gerät aufschraubte, prüfte ich noch ein
mal die Ausgangsleistung, und siehe: Der Fehler war wieder "verschwunden"...
Also analysierte ich nur den Schaltplan, der in der fraglichen Region (zwischen
dem HF-Gleichrichter für die interne Leistungsanzeige und dem
Ausgangsfilter) gar nicht so kompliziert aussieht: Die RX/TX-Umschaltung erfolgt
mit einer MI407
für die zu sendende HF, und zwei MI308,
die im Sendefall dem Empfangszweig kurzschließen. Ja gut, ein paar
Schaltdioden, die von einer Steuerspannung geschaltet werden, also nichts
Geheimnisvolles.
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Der nervige Fehler
Wie funtionieren eigentlich PIN-Dioden?
Die Funktionsweise "normaler" Siliziumdioden sollte jedem Funkamateuer
bekannt sein: Sie bestehen aus zwei Schichten unterschiedlich dotiertem (mit
anderen Elementen, wie z.B. Aluminium oder Phosphor "gezielt verunreinigtem")
Siliziums, einer "P"-Schicht, in der sich weniger freie
(bewegungsfähige) Elektronen befinden, als in einem undotierten
Siliziumkristall, und einer "N"-Schicht, in der sich mehr Elektronen
befinden. An der Grenzstelle der beiden Schichten wandern die überschüssigen
Elektronen aus der N-Schicht in die P-Schicht, und bilden so eine "neutrale"
Zone. Da sich dabei jedoch ein Ungleichgewicht der Ladungsträger im allgemein
neutralen Kristallgitter ergibt, entsteht eine Spannung (und damit auch ein
elektrisches Feld) zwischen den beiden Schichten, was einen weiteren (vollständigen)
Elektronenaustausch verhindert. Genauer betrachtet, entsteht eine Schicht
(die Sperrschicht) in dem Kristall, in der sich keine beweglichen Ladungsträger
(also überschüssige oder fehlende Elektronen) mehr befinden, also
im Prinzip ein Nichtleiter/Isolator.
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Erst eine extern (in Leitrichtung) angelegte Spannung drängt die
"gewanderten" Elektronen wieder zurück in Schicht, aus der
sie kamen, und erzeugt so wieder einen Kristall, in dem sich überall
bewegliche Ladungsträger befinden, und der somit leiten kann. Eine
extern angelegte Spannung in Sperrichtung verbreitert die Sperrschicht, und
macht die Diode noch weniger leitfähig.
Auch eine "normale" Diode kann zum Schalten von Hochfrequenz
verwendet werde, was z.B. in Empfangskreisen und Ringmodulatoren Anwendung
findet. Dabei ist es jedoch notwendig, daß der HF eine Gleichspannung
überlagert wird, damit die Diode zu jedem Zeitpunkt der HF-Schwingung
entweder vollständig leitet, oder vollständig gesperrt ist. Bei
einigen Millivolt HF ist die Erfüllung dieser Bedingung meist problemlos,
jedoch am Ausgang eines Sendeverstärkers mit einigen Watt sind dafür
"unhandlich" hohe Spannungen notwendig.
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PIN-Dioden enthalten eine zusätzliche ("Intrinsic" genannte)
Schicht, mit relativ wenigen beweglichen Ladungsträgern. Diese Schicht
bewirkt, daß der Auf- und Abbau der Sperrschicht eine gewisse Zeit
benötigt. Damit wird der Effekt erreicht, daß die Sperrschicht
praktisch nicht von der Hochfrequenz beeinflußt wird. Erst, wenn die
Intrinsic-Schicht durch einen kontinuierlich fließenden Gleichstrom mit
Ladungsträgern "überschwemmt" wurde, kann auch HF durch
die Diode fließen (ohne dabei gleichgerichtet zu werden).
Im Prinzip sind PIN-Dioden "gezielt verlangsamte" Dioden. Da sich eine
ähnliche zusätzliche Schicht (hierbei allerdings zur Erhöhung
der Sperrspannung) auch in manchen Dioden zur Netzgleichrichtung (z.B.
1N4007)
enthalten ist, zweckentfremden mache Bastler auch gerne diese wesentlich
preisgünstigeren Bauteile zum Schalten von HF. Die recht hohe
Sperrschichtkapazität verhindert jedoch oftmals die Anwendung von
Netzgleichrichtern als PIN-Dioden.
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Die Entlarvung des Fehlers
Als der Fehler (selbstverständlich mitten in einem QSO) wieder auftrat,
konnte ich mit Hilfe meiner Messleitungen weitere Erkenntnisse gewinnen:
Nun lagen im Sendebetrieb an "A" und "B" etwa 8.8V, und
an "C" weniger als 0.1V, was darauf schließen lässt, daß
trotz Gleichspannung an der PIN-Diode die Diode nicht leitet, und was auch die
fehlende HF am Ausgang erklären würde. Da ich die beiden Drosseln
direkt an den Anschlüssdrähten der Diode angelötet hatte, war
klar, daß ich mich nach einer neuen Diode umsehen durfte, denn eine
"madigen" Lötstelle konnte es somit nicht mehr sein. Also
begab ich mich zu meinen örtlichen Amateuerfunkhändler, und frage nach
einem Ersatzteil. Die Antwort war sehr ernüchternd: "Das Gerät
und die Ersatzteile dafür sind abgekündigt und nicht mehr erhältlich.
Und die fragliche PIN-Diode wurde auch in keinem anderen Gerät verbaut."
Na toll! Aber zumindest hat niemand versucht, mir ein neues Funkgerät
aufzuschwatzen...
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Der Anfang der Odysee
Eine Recherche nach dem benötigten Bauteil war auch sehr ernüchternd:
Ein Händler in den USA bot es (sogar recht preisgünstig) an, wollte
jedoch zur Bezahlung nur eine Kreditkarte akzeptieren, worauf ich mich nicht
einliess. Seltsamerweise gab es selbst bei den asiatischen Anbietern niemanden,
der diese Diode hatte. Also wälzte ich tagelang Vergleichs- und Diodenlisten,
wobei mir auffiel, daß oftmals die PIN-Dioden gar nicht als Solche
vermerkt sind. Eine Anfrage auf den örtlichen Relais und einem Forum
bescheerten mir zusätzlich einige Typenbezeichnungen. Danach begann die
Suche nach entsprechenden Datenblättern, die sich auch als "nicht
gerade trivial und ergiebig" herausstellte. Was sind das für seltsame
Bauteile, und warum scheint es nur sehr wenig Informationen darüber zu
geben? Da die Typenbezeichnungen auch oftmals "normale" Schaltdioden
beschrieben, regte sich in mir der Verdacht, daß auch das Wissen über
diese Teile "recht dünn gesäht" ist -> Genau aus diesem Grund
habe ich auch diese Seite hier erstellt... Auch die gefundenen Datenblätter
schwiegen sich über die "maximale HF-Transferleistung" aus, und
gaben nur den maximalen Steuerstrom an. "Ausbeute" nach etwa einem
Monat (das Funkgerät funktionierte ja noch meistens): Eine Handvoll von
Typenbezeichnungen, die als Ersatztypen brauchbar erschienen, eine Unmenge von
Typenbezeichnungen in der "35V/100mA"-Klasse, und ein "Care-Brief"
von einem freundlichen OM mit einigen
BA282
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Testaufbauten und Messungen
Der Umbau
Aktueller Stand
Bisher scheint die "Ersatzschaltung" gut zu funktionieren, aber ich
muss auch zugeben, daß ich die Konstruktion auch noch nicht mit der
maximal möglichen Leistung des IC-821 betrieben habe -> Bisher reichten
ca. 10W Leistung immer aus ... Da ich noch nicht auf alle Anfragen nach
PIN-Dioden "etwas höherer Leistung", die auch für eine
Privatperson in geringen Stückzahlen (und zu einem erträglichen
Preis incl. Bearbeitungs- und Versandkosten) erhältlich sind, eine
Antwort erhalten habe, bleibt noch die Hoffnung, solch ein (exotisches?)
Bauteil irgendwo zu bekommen.
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Das "Material"
Hier noch ein paar Informationen, die ich im Laufe meiner bisherigen
"Odysee" gefunden habe, und die für "Leidensgenossen"
möglicherweise nützlich sein könnten:
Typenbezeichnungen: BXY42, UM9957, UM9401, und L8103.   Einige dieser seltenen Bauteile sind möglicherweise bei Electronicpool erhältlich. Dort hätte ich fast eine MI407 bestellt, wenn ich denn jemals die bei der Registrierungsprozedur angekündigte EMail mit dem Link zur Aktivierung der Registrierung erhalten hätte... |
Update (10.4.2017)
Für die Richtigkeit und Allgemeingültigkeit dieser Informationen kann ich keinerlei Verantwortung übernehmen. Sie dienen ausschließlich der Information über PIN-Dioden. Ich verkaufe weder PIN-Dioden, noch nehme ich Reparaturaufträge entgegen → Ich arbeite ausschließlich "für den Eigenbedarf". "Zweckdienliche Hinweise" auf Bauteilbezeichnungen und ggf. Händler/Shops (möglichst mit Link) nehme ich natürlich gerne entgegen, und werde sie hier ggf. auch einfügen.
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